H2-Infra – Effizienter und sicherer Betrieb von Wasserstoffverteilnetzen

Im Januar 2022 startete das Projekt H₂-Infrastruktur – Effizienter und sicherer Betrieb von Wasserstoffverteilnetzen (H₂-Infra). Es wird mit rund 1,6 Mio. EUR durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Im Zentrum des Projektes steht die Erforschung eines ökologischen, ökonomischen und sicheren Wasserstoffverteilnetzes, das unter realitätsnahen Betriebsbedingungen getestet und erprobt wird. Ziel ist, für zukünftige Anwendungen und Technologien eine extrem hohe Gasqualität bereitzustellen, die Funktionalität der Infrastruktur sicherzustellen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Unsere Motivation

Saubere Energieversorgung von morgen

Die Energieversorgung von morgen muss umweltfreundlich, klimaneutral und kostengünstig sein. Wasserstoff leistet hier als zukunftsweisender Energieträger einen wichtigen Beitrag und ist Kernelement der Energiewende. Die Nationale Wasserstoffstrategie setzt einen Rahmen für die Erzeugung, den Transport, die Nutzung und die Verwendung von Wasserstoff. Grüner Wasserstoff – hergestellt mit erneuerbarem Strom – spielt auf dem Weg zu einer modernen, innovativen Wasserstoffinfrastruktur eine Schlüsselrolle: Wichtige Sektoren können dekarbonisiert, Treibhausgase mit bestehenden Technologien im Wärmemarkt gemindert und Gasnetze transformiert werden. Wasserstoff ist das wichtigste Element der Sektorenkopplung und verbindet die Produktion erneuerbarer Energien nicht nur mit dem Stromsektor, sondern auch mit dem Wärmesektor.

Die Forschungsschwerpunkte im Überblick

Im Projektvorhaben werden folgende Forschungsschwerpunkte bearbeitet:

Die Meilensteine

Besuchen Sie das Wasserstoffdorf an einem Tag der offenen Tür

Gern können Sie an einem Tag der offenen Tür unsere Wasserstoff-Testinfrastruktur am Standort im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen besichtigen.

Projektpartner

Wissenschaft und Praxis kooperieren

In dem Projekt schließen sich mit der DBI Gas und Umwelttechnik GmbH, der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Gas mbH (MITNETZ Gas) und der HTWK Leipzig Projektpartner aus Forschung, Netzbetrieb und Wissenschaft zusammen. Die Projektpartner setzen mit dem Vorhaben die Projekte „H₂-Netz“ und „H₂-Home“ fort, die im Zuge der HYPOS-Initiative aufgelegt wurden. Beide Projekte wurden durch das Förderprogramm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die im Rahmen der Projekte entstandene einmalige Forschungsinfrastruktur für Wasserstoffverteilnetze in Bitterfeld-Wolfen wird dafür genutzt und weiterentwickelt.

Das DBI-Projektteam erforscht im H2-Infra-Projekt die Entwicklung und Qualifizierung einer innovativen rohrleitungsgebundenen Wasserstoff-Verteilnetzinfrastruktur. Im ersten Schritt werden Reststoffe und deren Herkunft identifiziert, die gegenwärtig die Gasqualität von Wasserstoff beeinträchtigen. Dabei werden Ursachen für die gefundenen Substanzen ermittelt – das können Rohrmaterialien, Herstellungs- und Fertigungsprozesse oder Verlegeverfahren sein. In einem zweiten Schritt werden Lösungen erarbeitet, wie diese eliminiert und wie Produktionsverfahren für die Materialien optimiert werden können. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung der Infrastrukturkomponenten. Hier gilt es über einen möglichst langen Zeitraum Erfahrungen im Bereich der Wasserstoffverträglichkeit und Funktionalität der eingesetzten Komponenten und Rohrleitungen zu gewinnen. In diesem Kontext werden in regelmäßigen Zyklen vor Ort Sicht- und Funktionsprüfungen, Detektionsvorgänge, Leckage- und Permeationsmessungen durchgeführt sowie Gasproben an den entsprechenden Prüfstellen im Netz entnommen und analysiert. Ziel ist, durch die Erprobung, Analyse und Optimierung des Materials, die Funktionalität der Infrastruktur sicherzustellen und die Versorgungssicherheit für zukünftige Anwendungen zu gewährleisten.

Das Projektteam von MITNETZ Gas betrachtet im H2-Infra-Projekt die Instandhaltung und Betriebsführung der Wasserstoffinfrastruktur. Der Fokus liegt dabei auf Gasdruckregel- und Messanlagen. Im Laufe der Untersuchungen wird ermittelt, was für eine zustandsorientierte Instandhaltung erforderlich ist. Diese Instandhaltungsmaßnahmen werden auf Basis des aktuellen Regelwerkes weiterentwickelt. Die erarbeiteten Zyklen und Prüfbedingungen werden während des Betriebes verifiziert und Empfehlungen für die Anpassung des Regelwerkes erarbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Durchführung von Leitungsarbeiten unter Wasserstoffbedingungen im Rahmen der Betriebsführung. Verschiedene Netzsituationen, wie Netzerweiterungen zur Anbindung von Kunden, Rohrnetzauswechslungen oder Störungen und Schäden, werden simuliert. Hierbei werden verschiedene Materialien, Verlegeverfahren, Verbindungselemente und Technologien untersucht. Speziell die Performance der verschiedenen Rohrmaterialien bei Leitungsarbeiten und der Sicherheitskomponenten nach einem längeren Betriebszeitraum werden genauer betrachtet. Die durchgeführten Arbeiten werden insbesondere sicherheitstechnisch bewertet. Als Ergebnis werden Aussagen zur Langzeitperformance der eingesetzten Komponenten und Sicherheitstechnik sowie der Rohrmaterialien und Technologien abgeleitet, um Optimierungspotenziale für zukünftige Wasserstoffinfrastrukturen zu ermitteln.

Das Projektteam der HTWK Leipzig führt im H2-Infra-Projekt eine ökologisch-ökonomische Analyse und Bewertung der Wasserstoffwertschöpfungskette durch. Dabei werden verschiedene Anwendungspfade in den Sektoren Mobilität, Haushalt, Gewerbe und Industrie über die ganze Wertschöpfungskette hinweg betrachtet: von der Herstellung über den Transport und der Verteilung bis zur Speicherung sowie dem Verbrauch von Wasserstoff. Im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung werden Messdaten (Betriebsparameter, Energiekenndaten, etc.) der Infrastruktur in einem umfassenden Monitoringprogramm erfasst. Zudem werden verschiedene Versuchsreihen zur Untersuchung der Systemkomponenten durchgeführt. Mit der Auswertung und Einordnung der Daten sollen Aussagen zur Langzeitperformance der eingesetzten Komponenten und der Sicherheitstechnik sowie der Rohrmaterialien abgeleitet werden.

Materialien

Hochleistungsmaterialien für eine saubere und sichere Infrastruktur

Das Projekt H2-Infra erforscht die Rahmenbedingungen einer ökologischen, ökonomischen und sicheren Wasserstoff-Verteilnetzinfrastruktur. Schwerpunkt des Projektes ist der Test von Hochleistungskunststoffen mit einer möglichst langen Lebensdauer für Rohrleitungen und alle relevanten Komponenten. Das ist Voraussetzung, um eine extrem hohe Gasqualität für zukünftige Anwendungen bereitstellen zu können. Die Rohrleitungsmaterialien und Netzkomponenten werden durch dynamische Lastwechsel unter realitätsnahen Betriebsbedingungen erprobt. Ziel ist, die Wasserstoffverträglichkeit und Langzeitperformance der Materialien und Komponenten zu überprüfen. Die bisher für Gasverteilnetze verwendeten Kunststoffmaterialien geben zu viele Reststoffe in den transportierten Wasserstoff ab. Sie geben so viele Reststoffe ab, dass sie oberhalb der zulässigen Grenzwerte, z. B. für stationäre und mobile Brennstoffzellenanwendungen, liegen. Im Projekt H2-Infra werden deshalb die Reststoffe und deren Herkunft identifiziert, um dann optimierte Herstellungsverfahren für neue Leitungsmaterialien zu erarbeiten, die den hohen Reinheitsanforderungen des Wasserstofftransports genügen. In einem umfangreichen Monitoring werden die Sicherheit der Verteilnetzinfrastruktur sowie die THG-Emissionen überprüft und bewertet und daraus umwelttechnische Optimierungspotenziale ermittelt. Abschließend werden der ökologische und ökonomische Vorteil der leitungsgebundenen Wasserstoffversorgung für die Endverbraucher herausgearbeitet.

H2-InFO

Innovations- und Forschungsplattform für urbane Energieversorgung mit Wasserstoff

Für die Vernetzung der Forschungsprojekte wird die Innovations- und Forschungsplattform für urbane Energieversorgung mit Wasserstoff – H2-InFo – geschaffen. Sie bildet den konsequenten Anschluss an die BMBF-Vorhaben „H₂-Netz“ und „H₂-Home“. Die Plattform soll das Andocken weiterer Vorhaben in den Bereichen Wasserstoff-Verteilnetzinfrastruktur und Wasserstoffnutzung ermöglichen. So können weitere Forschungs- und Entwicklungsaufgaben bearbeitet und Wissenslücken geschlossen werden. Die Fortsetzung der Forschungstätigkeiten ist Voraussetzung für eine bedarfsgerechte, kostengünstige, sichere und umweltschonende Wasserstoffversorgung insbesondere für urbane Bereiche. Nur so gelingt die Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie auch für die breite Bevölkerung und für Unternehmen abseits von den großen Verbrauchern in der Chemieindustrie oder der Metallurgie. Im Zuge der Forschungsarbeiten wird ein hohes Technology Readiness Level (TRL) der getesteten Wasserstoffinfrastruktur und der dazugehörigen Systeme angestrebt, um die Ergebnisse später rasch umsetzen zu können.

Versuchsanlage des Projekts H₂-Infra
Versuchsanlage des Projekts H₂-Infra

(1) oberirdisch verlegte Kunststoffrohrleitung (Rohrbrücke) mit Permeationsmesszelle; (2) Gasdruckregel- und Messanlage mit Odorierungsanlage; (3) Kunststoffrohrleitung, offene Grabenverlegung; (4) Kunststoffrohrleitung, grabenlose Verlegung mit Erdrakete; (5) Energiepavillon mit H₂-BHKW (HYPOS H₂-Home); (6) mobile Wasserstofffackel; (7) Etikettenwechsel zu Wasserstoff; (8) H₂-InFo

Kontakt

Fachgebietsleiter Gasnetze & Gasanlagen

Stefan Schütz

(+49) 341 – 2457 118
(+49) 341 – 2457 136

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