KWP: Zwischen Vorschrift und Vision
Auf die Qualität kommt es an: Viele Kommunen haben bereits eine kommunale Wärmeplanung erstellt. Aber nicht immer stimmt die Qualität. Diverse Dienstleister bieten ihre Unterstützung an. Aber wie die Spreu vom Weizen trennen?
Mit der Vorgabe zur Durchführung einer kommunalen Wärmeplanung (KWP) stehen die Kommunen in Deutschland aktuell vor einer großen Herausforderung. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg schreiten hier mit gutem Beispiel voran. Zumindest auf den ersten Blick. So hat ein Großteil der Kommunen aufgrund der Vorgaben der Landesregierung ihre KWP bereits bis Ende 2023 abgeschlossen. Doch auf den zweiten Blick wird deutlich: Vielen der bereits durchgeführten KWP mangelt es an Qualität. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Teilweise, so die Kritik, sei die Datengrundlage mangelhaft oder es werde von falschen Prämissen hinsichtlich der Verfügbarkeit von Energieträgern ausgegangen.
Ein Umstand, der bei der Erstellung eines kommunalen Wärmeplans zunächst nicht unbedingt auffällt, jedoch spätestens bei der praktischen Umsetzung dazu führt, dass der Plan an seine Grenzen stößt und die Kommunen vor unerwartete Herausforderungen stellen kann. Denn am Ende des Tages zählt nur, wie viel CO2 in der Praxis eingespart werden kann.
Task Force KWP fordert einheitliche Standards
Ein Problem, das sich aufgrund verschiedener Herausforderungen im Vergabeprozess der KWP ergibt. So beschreibt es die neu gegründete „Taskforce Kommunale Wärmeplanung“ der Ingenieurkammer in Sachsen – eine Expertengruppe, die sich für die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für die KWP einsetzt.
Bisher gebe es keine allgemeingültigen Qualitätsstandards, anhand derer Kommunen in ihren Ausschreibungen Bewerber mit ausreichender fachlicher Expertise erkennen könnten. So sei derzeit der Preis und nicht die Qualität einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Wahl des Dienstleisters.
Die Task Force KWP weist zudem darauf hin, dass in den aktuellen Ausschreibungen häufig mindestens eine durchgeführte KWP als Referenz anzuführen ist. Da das Wärmeplanungsgesetz (WPG) aber erst im Januar 2024 bundesweit in Kraft getreten ist und bisher noch nicht viele KWP durchgeführt wurden, sei dies nicht angemessen. Dies würde viele qualifizierte lokale Anbieter ausschließen.
Um ein diverses Angebot an qualifizierten Dienstleistern zu erhalten, sei es deshalb sinnvoller, nach Kompetenzen zu schauen. Entscheidend seien hier vor allem die Erfahrungen bei der Erstellung von Energiekonzepten und Potenzialanalysen sowie Kompetenzen bei der energetischen Bewertung von Gebäuden oder der Durchführung einer transparenten Öffentlichkeitsbeteiligung.
Insgesamt fordert die Task Force daher
- Eine landesrechtliche Regelung zur Umsetzung des WPG in Sachsen.
- Die rechtssichere Verfügbarkeit der für eine Wärmeplanung nach WPG erforderlichen regionalen Daten.
- Verlässliche Standards zur Qualitätssicherung der entsprechenden Planungsleistungen.
- Die Unterstützung der sächsischen Kommunen bei einem fachgerechten Vergabeprozess (Ausschreibung zuzüglich Bewertungsmatrix).
Allgemein sollten Kommunen die Anforderungen der KWP also nicht unterschätzen und ernst nehmen. Denn neben der Datenanalyse und -aufbereitung erfordert die Planung und Umsetzung der KWP auch die Beteiligung relevanter Stakeholder sowie der allgemeinen Öffentlichkeit. So kann die Umsetzung nur in Zusammenarbeit mit den lokalen Energieversorgern und Betreibern der Strom- und Wärmenetze, der Wohnungswirtschaft, den Gewerbetreibenden und weiteren zentralen Akteuren erfolgen. Denn nur was diese für realistisch halten, kann auch geplant werden.
Darüber hinaus darf die Rolle der Öffentlichkeit und der Bürgerinnen und Bürger nicht unterschätzt werden. Schließlich bedeutet die Umstellung der Wärmeversorgung für viele Menschen eine große Veränderung und die Vergangenheit hat gezeigt, dass Veränderungsprozesse erfolgreicher gestaltet werden können, wenn der Prozess von Information und Teilhabe geprägt ist. Wenn die Wärmewende gelingen soll, dann darf sie nicht nur als Pflichtaufgabe gesehen werden. Vielmehr muss sie als Chance verstanden werden, die Energieversorgung von morgen schon heute zu planen und umzusetzen.
KWP4 – Kompetenzen bündeln
Um den Kommunen diese notwendige Kombination von Fachwissen und Know-how anbieten zu können, haben sich die Unternehmen DBI, INFRACON, IE2S und NeulandQuartier Ende letzten Jahres zum KWP4-Verbund zusammengeschlossen. Gemeinsam bringen die vier Partner eine Kombination aus Wissenschaft, Projektmanagement, Praxiserfahrung sowie langjährige Erfahrung aus der Öffentlichkeitsbeteiligung und Akzeptanzkommunikation ein. So verfügt das DBI als wissenschaftliches Institut über leistungsfähige Geoinformationssysteme mit über 23 Mio. Datenpunkten, die es dem Verbund ermöglichen, Gebäude beziehungsweise Wärmeabnehmer standortscharf zu lokalisieren. Anhand dieser Daten schafft der KWP4-Verbund die Grundlage für die Bestands- und Potenzialanalyse, auf deren Basis mögliche Szenarien ermittelt werden.
Durch die langjährige Erfahrung in der Planung und Umsetzung von Infrastrukturen und Energieprojekten durch INFRACON und IE2S sowie im Bereich der Öffentlichkeitsbeteiligung und Akzeptanzkommunikation durch die Kommunikationsagentur NeulandQuartier schafft der Verbund optimale Voraussetzungen, um die Wärmewende erfolgreich zu begleiten und umzusetzen.
Autor: Martin Günther, Projektmanager INFRACON
Dieser Beitrag erscheint in der KOPO-Ausgabe 4/2024.
Mehr zum Kompetenzverbund KWP4 erfahren Sie hier.
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